Ob er diese Aussage nun selbst getätigt hat, sei dahingestellt. Doch eines können wir darin erkennen: ein Tinnitus kann unsere Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Vielleicht fragen Sie sich jetzt: wie misst man eigentlich den Schweregrad eines Tinnitus? Inwiefern bestimmt dieser die Behandlung? Davon handelt der dritte Teil der Artikelserie „Tinnitus – Ursachen und Therapien.
Subjektiv oder objektiv?
Für eine Therapie können Sie zwischen verschiedenen Verfahren der Schulmedizin und alternativen Medizin wählen. Entscheidend für die Therapieform ist zum einen, wie stark Sie als Patient unter dem Tinnitus leiden. Zum anderen bestimmt die Ursache, wie der Tinnitus am Besten behandelt werden muss. In den vorhergehenden Artikel haben wir den Unterschied zwischen subjektivem und objektivem Tinnitus erläutert. Je nachdem ob die Ursache eine Erkrankung ist, oder sie im Gehirn zu suchen ist, wählt Ihr Arzt die Behandlungsart. Damit Ihnen rasch geholfen werden kann, haben wir ein ausgeklügeltes Klassifizierungssystem zur Hand.
Klassifizierung des Tinnitus
Besonders der am häufigsten vorkommende subjektive Tinnitus ist natürlich schwer zu messen. Weder medizinische Befunde noch Lautstärke und Frequenz des empfundenen Geräusches haben in der Vergangenheit bei der Behandlung sonderlich geholfen. Bei subjektivem Empfinden hilft nur eines: die Beschwerden mit ihren eigenen Waffen zu schlagen. Mit einem standardisierten Fragebogen wird nachgefragt, wie weit Sie durch den Tinnitus beeinträchtigt werden. Die Antworten sind vergleichsweise leicht zu interpretieren und beinhalten sechs Beschwerdekategorien:
- emotionale Beeinträchtigung
- kognitive Beeinträchtigung
- Aufdringlichkeit des Tinnitus
- Hörprobleme
- Schlafstörungen
- somatische Beschwerden
Ausgehend davon, auf welche der Tinnitus den Patienten im Alltag beeinträchtigt, werden vier Schweregrade definiert. Haben Sie einen Tinnitus? Vielleicht finden Sie sich in einer der folgenden Aussagen wieder:
1.) Grad 1
Sie nehmen den Tinnitus nur sehr leicht wahr und leiden nicht wirklich darunter. Oft bemerken Sie ihn gar nicht mehr, wenn Sie mit anderen Dingen beschäftigt sind. In diesem Fall benötigen Sie keine Behandlung.
2.) Grad 2
Besonders, wenn es um Sie herum still wird, ist der Tinnitus präsent. Er stört Sie, belastet Sie aber nicht gravierend. In stressigen Momenten nagt er jedoch an Ihrem Nervenkostüm. Am Tinnitus können Sie wie an einem Barometer Ihr Stresslevel ablesen. Die Behandlung der Wahl sind Entspannungs- und stressreduzierende Maßnahmen.
3.) Grad 3
Der Tinnitus ist ein ständiger Begleiter. Er stört Sie erheblich in Ihrem Tageslauf, auf der Arbeit und bei privaten Kontakten. Leiden Sie körperlich und emotional darunter? In diesem Fall ist es gut, die psychologischen Ursachen abzuklären und mit systematischer Entspannung und Tinnnitusmaskern gezielt etwas zu unternehmen. Schweregrad 3 wird in der Regel ambulant behandelt.
4.) Grad 4
Können Sie Ihrem Tagewerk gar nicht mehr nachkommen und womöglich nicht einmal mehr arbeiten, ist eine stationäre Behandlung unter verhaltenstherapeutischen Gesichtspunkten wichtig. Hinzu kommen ähnliche Behandlungsvarianten wie für Grad 3.
Die ersten beiden Schweregrade werden als „kompensierter“ Tinnitus beschrieben, die beiden letzten Schweregerade als „dekompensierter“ Tinnitus. Damit ist einfach gemeint, inwieweit Sie den Tinnitus selbst und ohne gezielte Behandlung kompensieren können.
Ein Symptom, vielfältige Behandlungsmöglichkeiten
Sollte Ihnen das nicht möglich sein, kann Ihnen ein HNO Arzt weiterhelfen. Es mag ein kleiner Schritt sein, zum Arzt zu gehen. Doch für Ihre Lebensqualität ist es ein Riesensprung. Und seien Sie versichert: Tinnitus jeglichen Schweregrades ist behandelbar.
Wie hoch sind die Heilungschancen? Welche Therapieformen sind geeignet? Inwieweit helfen Hörgeräte bei einem Tinnitus? Die folgenden Artikel gehen näher auf die einzelnen Schweregrade von Tinnitus sowie deren Behandlung ein.