Verursacht Schwerhörigkeit Depressionen?

Ein gut funktionierendes Gehör ist die direkteste Verbindung zur Außenwelt. Oftmals werden wir uns seiner Bedeutung erst bei einem Nachlassen der Hörleistung bewusst. Da Betroffene eine Stigmatisierung durch ihr soziales Umfeld befürchten, versuchen viele ihren Hörverlust möglichst lange zu verbergen. Der Artikel befasst sich mit den weitreichenden psychischen Auswirkungen einer unbehandelten Schwerhörigkeit und zeigt Ihnen entsprechende Gegenmaßnahmen auf.

Eine Frau lehnt sich mit dem Kopf an ein Fenster und blickt hinaus.

Das Hören berührt sämtliche Facetten unseres Lebens. Über unsere Ohren bauen wir Kontakt mit unserer Familie, unseren Freunden und Arbeitskollegen auf. Wir nehmen das Singen von Vögeln oder das Rauschen eines Flusses wahr. Mit dem feinsinnigen Hörapparat werden Konzerte, Filme und Opern zu einem Hochgenuss. Im Alltag ist uns nur selten die entscheidende Rolle unserer akustischen Sinneswahrnehmung bewusst.

Bei einer einsetzenden Schwerhörigkeit geht zunächst die Empfindung hoher Frequenzen verloren, was bei vielen Betroffenen unbemerkt bleibt oder ignoriert wird. Nach und nach verkleinert sich das gesamte hörbare Spektrum, wodurch das Gehirn immer weniger gefordert wird. Der Hörverlust beschleunigt sich dadurch zusätzlich, da das Gehirn die Interpretation der akustischen Reize schlichtweg verlernt.

Sich die eigene Schwerhörigkeit einzugestehen, fällt vielen Menschen verständlicherweise zunächst schwer. Man befürchtet den Verlust des Ansehens innerhalb des sozialen Umfelds, da eine Hörschwäche auch heute noch mit Alter und Gebrechlichkeit gleichgesetzt wird.

Folgen der Schwerhörigkeit

Eine fortgeschrittene Schwerhörigkeit kann die Lebensqualität der Betroffenen, sowie deren Angehöriger stark beeinträchtigen. Die Folgen eines unbehandelten Hörverlustes lassen sich in drei Kategorien gliedern: Körperliche, soziale und psychische Probleme. Die gewohnte Teilnahme am täglichen Leben, erfordert mit akustischer Beeinträchtigung eine erhöhte mentale Anstrengung. Erschöpfung, Kopfschmerzen und Stress sind die Folge, ohne dass die Ursache im Hörverlust erkannt wird.

Kommunikationsschwierigkeiten mit Verwandten und Freunden sowie Konzentrationsschwächen am Arbeitsplatz können wiederum soziale Beeinträchtigungen nach sich ziehen. Anregende Gespräche sind irgendwann kaum bis gar nicht mehr möglich, sodass Betroffene durch eine gestiegene Unzufriedenheit, gereizt gegenüber Mitmenschen reagieren. Selbst Hobbys wie Konzertbesuche bringen nicht mehr die erwünschte Zufriedenheit, da an sich wohltuende Klänge nur noch als Krach wahrgenommen werden.

Der Mangel an akustischen Reizen und der soziale Rückzug können in einem Abbau der intellektuellen Leistungsfähigkeit münden, der schlussendlich sogar das Demenz-Risiko verstärkt. Das Heimtückische an diesem Phänomen: da eine altersbedingte Hörbehinderung ein schleichender Prozess ist, wird auch der soziale Rückzug meist nicht der Schwerhörigkeit als Ursache zugeschrieben.

Führt Schwerhörigkeit zu Depressionen?

Die psychischen Probleme, die auf einen Hörverlust folgen, erstrecken sich von Schamgefühl, über ein gemindertes Selbstwertgefühl, bis hin zu schweren Depressionen. Das US-Amerikanische National Institute on Deafness and Other Communication Disorders (NIDCD), hat dazu im Jahr 2014 eine umfangreiche Studie* veröffentlicht.

Demnach lag unter den Probanden die Zahl depressiver Personen ohne jegliche Hörminderung bei 4,9%, während bereits Personen mit leichtem Hörverlust zu 7,1% an Depressionen litten. Ein besonders starker Anstieg auf 11,4%, wurde bei Menschen mit schweren Hörverlusten festgestellt. Interessanterweise gaben hingegen nur 0,06% der absolut gehörlosen Teilnehmer an depressiv zu sein.

Wie kann ich mich vor den Folgen schützen?

Tatsächlich kann Sie ein rechtzeitiges Einlenken vor den weitreichenden Folgen einer Schwerhörigkeit schützen. Werden Sie daher bei dem Einsetzen eines der folgenden Warnzeichen aufmerksam und nehmen Sie im Zweifelsfall das Angebot eines kostenlosen Hörtest bei einem Hörgeräteakustiker an:

  • Verständigungsprobleme in lauter Umgebung oder innerhalb einer Gruppe
  • Stimmen von anderen Menschen scheinen gedämpft zu sein
  • Hinweise über Ihre Schwerhörigkeit aus dem Umfeld
  • Betroffene Schwerhörige innerhalb der Familie
  • Fernsehen und Musik bei hoher Lautstärke
  • Klingeln im Ohr

Heutzutage werden leistungsstarke Hörgeräte verschiedener Bauart angeboten, die kaum mehr als solche zu erkennen sind. Moderne Hörsysteme sind mittlerweile sogar mehr Lifestyle-Produkt denn Krücke. Sie lassen sich per Bluetooth mit dem Smartphone, TV-Geräten oder Musik-Anlagen koppeln und kommen daher kabellosen Kopfhörern gleich. Ein ganz entscheidender Schritt besteht darin, sich eine einsetzende Schwerhörigkeit rechtzeitig einzugestehen und sie entsprechend zu behandeln. Nutzen Sie daher die Ihnen angebotenen Möglichkeiten und erhalten Sie sich dadurch Ihre hohe Lebensqualität.