Damit nicht genug: Selbst die genaue Eingrenzung, was ein Hörsturz nun genau ist, wird bis heute leidenschaftlich diskutiert.
Die gute Nachricht allerdings ist: Ein purer Hörsturz ist immer schmerzfrei und heilt sich in den meisten Fällen von selbst. In diesem Artikel geben wir Ihnen einen Überblick darüber, welche Fakten man über den Hörsturz bereits zusammengetragen hat und wie man sich bei einem Hörsturz am besten verhalten sollte.
Was ist ein Hörsturz?
Eine plötzlich auftretende Verminderung der Hörleistung auf einem Ohr wird als Hörsturz bezeichnet. Von heute auf morgen, völlig unerwartet, kann es mit einem Schlag zu einer leichten bis starken Hörminderung in einem Ohr kommen. Betroffene berichten, dass der Hörsturz Ihnen so erscheint, als hätte man Ihnen plötzlich ein großes Wattestück in den Gehörgang gesetzt.
Im deutschsprachigen Raum sind jedes Jahr zwischen 50.000–150.000 Personen davon betroffen.
Welche Ursachen werden vermutet?
Als eine der häufigsten Ursachen wird eine Durchblutungsstörung im Innenohr vermutet. Dort sitzt die Hörschnecke mit ihren Zehntausenden Haarzellen.
Als eine der häufigsten Ursachen wird eine Durchblutungsstörung im Innenohr vermutet. Dort sitzt die Hörschnecke mit ihren Zehntausenden Haarzellen. Werden diese nicht ausreichend mit Blut und dadurch mit Sauerstoff versorgt, arbeiten die Sinneszellen fehlerhaft oder sterben gar ab. Dadurch werden akustische Signale nicht mehr gehört. Eine Durchblutungsstörung kann folgende Ursachen haben:
- Infektionen durch Bakterien oder Viren
- Chronische Entzündungen des Innenohrs
- Stress
- Depression
Da es sich bei der Durchblutungsstörung um eine Art Infarkt handelt (analog zum weitaus furchteinflößenderen Herzinfarkt), spricht man landläufig auch von einem Ohrinfarkt. Doch diese Bezeichnung sollte nicht gleichbedeutend mit Hörsturz verwendet werden, denn wichtig ist, dass ein Hörsturz auch völlig andere Ursachen haben kann, die nicht mit einer Durchblutungsstörung im Innenohr in Verbindung stehen.
Weitere Ursachen (außer einer Durchblutungsstörung) für einen Hörsturz:
- Fehlfunktionen von defekten Haarsinneszellen
- Nervenbahnschädigungen des Innenohrs
- Autoimmunerkrankung
- Beschädigungen der Rundfenstermembran
- Medikamente
- Infektionen durch Bakterien oder Viren
- Stress
- Depression
Gerade die letztgenannten drei Punkte scheinen sich mit den oben genannten Gründen für eine Durchblutungsstörung zu überschneiden. Allerdings können Infektionen, Stress und Depressionen das Hörvermögen oder das Ohr auch auf andere Weise angreifen und somit für ein Hörsturz verantwortlich sein.
Welche Symptome treten bei einem Hörsturz auf?
Tinnitus
Zeitgleich zum Hörsturz taucht bei mindestens der Hälfte der Betroffenen ein Pfeifen auf. Tinnitus ist ein sehr häufiger Begleiter des Hörsturzes.
Doppeltes Hören oder starke Nebengeräusche
Bei einer einseitigen Hörminderung werden akustischen Signale von den beiden Ohren unterschiedlich interpretiert. So bemerken manche Patienten ein tiefer oder höher klingendes Nebengeräusch.
Taubes Gefühl am Außenohr
Fassen sich Patienten an die Ohrmuschel, fehlen, bedingt durch den Hörsturz, mitunter die typischen Geräusche. Das wird als taubes oder pelziges Gefühl wahrgenommen.
Schwindel
Sehr viele Patienten berichten auch von leichten bis mittelstarken Schwindelgefühlen. Bei starken Schwindelattacken mit Fallneigung in Verbindung mit Hörverlust, die als plötzlicher Anfall auftreten, sollte dringend ein Notarzt oder ein Krankenwagen gerufen werden. Hier könnte es sich um Morbus Menière handeln.
Wie wird ein Hörsturz diagnostiziert?
Ihr HNO-Arzt wird Sie zunächst nach Symptomen befragen und ausschließen, dass es sich um ein Knalltrauma oder Explosionstrauma handelt. Auch wird er sichergehen, dass Sie keine weiteren Schmerzen verspüren, um eine Mittelohrentzündung oder Trommelfellbeschädigungen auszuschließen.
Mit einem Stimmgabeltest, Audiogramm-Überpüfungen und speziellen Testsonden lassen sich weitere, auch seltene Krankheitsbilder am Ohr ausschließen. Eine Beeinträchtigung des Hörens, das nicht durch das Innenohr, sondern beispielsweise durch das Mittelohr bedingt ist (wie bei einer Otosklerose), gehört nicht zum Krankenbild des Hörsturzes.
Wenn sich durch die Tests ergibt, dass kein anderes Krankheitsbild vorliegt, wird der Arzt die Diagnose „Hörsturz“ ausstellen. Somit erfolgt diese Diagnose in einer Art Ausschlussverfahren. Da viele Untersuchungen nicht vom HNO-Arzt durchgeführt werden können, ist eine Zusammenarbeit des HNO-Arztes mit Ärzten aus anderen Disziplinen unbedingt notwendig.
Welche Therapiemaßnahmen gibt es?
Typische Behandlungen bei einem Hörsturz sind die Verschreibung von Kortisonpräparaten oder Injektionen direkt ins Ohr. Besonders bei den Spritzen ist eine örtliche Betäubung notwendig, damit der Arzt die Injektion durch das Trommelfell schmerzfrei verabreichen kann.
Daneben gibt es viele weitere sehr umstrittene Therapien wie die (hyperbare) Sauerstofftherapie, die Blutreinigung und die inotrope Therapie. Die Nebenwirkungen dieser Maßnahmen können schwerwiegender sein als der eigentliche Hörsturz. Auch viele Heilpraktiker und Esoteriker versprechen verschiedenste Therapien, deren Wirkungen in den seltensten Fällen wissenschaftlich erwiesen sind. Trotzdem besteht der medizinische Grundsatz: Wer heilt hat recht.
Beruhigend ist, dass ein (echter) Hörsturz oft von selbst ausheilt. Viel Ruhe, Vermeidung von Stress und eine gesunde Ernährung können dazu beitragen, dass sich ein Hörsturz nicht wiederholt und ein Hörverlust vermieden wird.
Fazit
Auch wenn ein Hörsturz eine sehr unangenehme Erfahrung ist: Es gibt keinen Grund in Panik zu verfallen. Es handelt sich in der Regel um keinen Notfall und heilt mit etwas Ruhe nach kurzer Zeit von selbst aus. Da die Wissenschaft noch nicht so weit ist, die Ursache für ein Hörsturz präzise zu bestimmen und es entsprechend keine gezielte erfolgversprechende Therapie gibt, sollte man hier mit Bedacht entscheiden und agieren. Eine gesunde und ruhige Lebensweise, gehört zu den wirksamsten vorbeugenden Maßnahmen, um einen Hörsturz zu vermeiden.