Und das Smartphone als Mini-Computer ist aus dem heutigen Leben gar nicht mehr wegzudenken. Wenn man diese Beiden – Hörgerät und Smartphone – nun vernetzt, ergeben sich auch beim Hören neue Welten. Was für Funktionen gibt es da zu entdecken? Kann man einfach jedes Hörgerät per Smartphone steuern? Wie finde ich heraus, welche Kombination die beste für mich ist? Auf diese und weitere Fragen geht dieser Artikel ein.
Was können Hörgeräte-Apps?
Seit einigen Jahren kommen immer mehr Apps rund ums Hören auf den Markt. Was können sie? Einige Apps bieten kostenlose, improvisierte Hörtests an. Die ersetzen natürlich nicht den Test bei einem Akustiker, nehmen aber vielen die Berührungsängste mit dem Thema Hören.
Was fast alle Apps von Hörgeräte-Herstellern gemeinsam haben, sind die Grundfunktionen: die Lautstärke des Hörsystems oder sogar der rechten und linken Seite einzeln lässt sich regeln, man kann für verschiedene Situationen passende Akustikprofile voreinstellen und dann bei Bedarf auswählen, z. B. für ein Essen im Restaurant, eine Besprechung mit Kollegen, einen Konzertbesuch, usw. Damit ersetzt das Smartphone eine zusätzliche Fernbedienung und man hat die Möglichkeit, das eigene Hörsystem unauffälliger zu steuern. Mehr Informationen zu solchen Unterstützern im Alltag erhalten Sie im Artikel „Vibrationswecker & Co. – Unterstützer bei Schwerhörigkeit“. So fällt es der Familie oder Geschäftspartnern vielleicht gar nicht auf. Oder aber sie bewundern einen sogar für dieses technische Meisterwerk, das sich hinter dem Ohr versteckt. „Durch smarte Vernetzung und App-Steuerung werden Hörgeräte cool“, finden die Teilnehmer einer Umfrage der Firma ReSound.
Kompatibilität
Ob ich ein bestimmtes Hörsystem smart steuern kann, erkenne ich an der Bezeichnung „Made for iPhone“ oder „Made for Android“. Je nach Hörgeräte-Hersteller und Betriebssystem kann ich dann mein Hörsystem entweder direkt über die Telefoneinstellungen bedienen, wie bei Apple, oder aber eine passende App aus dem Google oder App Store herunterladen. Viele Apps bieten hier auch eine Suchfunktion an, um beim Verlust des Hörgerätes sogar die rechte oder linke Seite einzeln wiederzufinden oder der Batteriestand wird angezeigt, damit man immer rechtzeitig die Batterien wechseln kann und nicht auf einmal ohne Hörgeräte-Funktion in einem wichtigen Meeting sitzt.
Manche Hörgeräte können außerdem als Kopfhörer genutzt werden, indem die Telefonate über Bluetooth aus dem Smartphone oder der Smartwatch direkt ins Ohr gespielt werden. Eine preisgünstige und elegante Option sind Hearables, wie im Artikel „Revolution oder Trend – sind Hearables die neuen Hörgeräte?“ beschrieben wird. Ein nerviges Tauschen von Hörgerät und Kopfhörer entfällt also. Zum Telefonieren kann man dann entweder das Mikrofon des Handys nutzen oder – wie z. B. bei Oticon – einen zusätzlichen Clip, um auch freihändig zu telefonieren. Den Clip benötigt man bei Android-Handys auch, um Musik direkt aufs Hörgerät übertragen zu lassen. Anders als beim iPhone: hier funktioniert die Musik-Übertragung direkt und ohne Zubehör.
Neueste Entwicklungen
Seit 2018 bieten einige Hersteller diese Vernetzung auch für die kleineren und fast unsichtbaren Im-Ohr-Geräte an. Aber auch in den Möglichkeiten der Vernetzung gibt es neue Entwicklungen. So können einige Hörgeräte nicht nur mit Smartphones zusammenarbeiten, sondern auch mit anderen Wearables, also mit tragbaren Computersystemen – wie z.B. Smartwatches oder Fitness-Tracker. Dadurch können meine Hörgewohnheiten zusammen mit anderen Gesundheitsdaten, wie Herzfrequenz oder Schlafrythmus, analysiert werden. Da das Hören eine wichtige Rolle für meine Gesundheit spielt, wird die dazugehörige App zu einem Fitness-Tracker. Ich lerne, wie sehr sich mein Verhalten und mein Lebensstil darauf auswirken, wie gut ich mit meinen Hörgeräten zurechtkomme.
Außerdem kann ich bei einigen Hörsystemen bestimmte Akustik-Profile mit bestimmten Orten verlinken. Sobald ich also in mein Lieblings-Restaurant oder in die Firma komme, stellen sich meine Hörgeräte automatisch auf diese Situation ein. Möglich machen das sogenannte Applets, die ich in der jeweiligen App einstellen kann. So kann ich auch smarte Türklingeln mit meinen Hörsystemen verbinden.
Die Qual der Wahl
Da nun fast alle Hörgeräte-Hersteller die smarte Nutzung anbieten, stehe ich vor der Frage: Welches Hörsystem soll ich verwenden? Als Entscheidungshilfe dient mir da mein bisheriges Set-up: Nutze ich Android oder Apple? Ist mein Zuhause schon smart gesteuert über Alexa, Siri oder Google? Nicht alle Smartphones harmonieren mit allen Smart-Home-Geräten und genauso arbeiten nicht alle Hörgeräte mit allen Betriebssystemen zusammen.
Am besten ich lasse mich von einem unabhängigen Hörberater in meiner Nähe beraten, welches Hörsystem zu mir passt. Und das Gute ist: Ich kann alles in Ruhe testen. Erst nach einer intensiven Testphase kann ich mich für ein bestimmtes Hörsystem entscheiden.