„Gutes Hören ist die beste Demenzprävention“. Mit dieser These wird der Leser bereits auf der Titelseite konfrontiert. Und sie sticht ins Auge. So ungewöhnlich das klingen mag, zeigen die Autoren doch, dass es einen Zusammenhang zwischen der „Zivilisationskrankheit Schwerhörigkeit“ und Demenz gibt. Die beiden Autoren, ein Betroffener und ein Wissenschaftler begeben sich auf eine spannende Reise in unser Gehör. Hier der Link zum Buch.
Was Schwerhörigkeit mit uns macht
Im ersten und zweiten Teil beschreiben die Autoren zunächst die Funktionsweise des Gehörs und gehen dabei auch auf evolutionsbiologische Gesichtspunkte ein. Der Leser erhält einen leicht zugänglichen Einblick, wie Schall an den Haarzellen im Innenohr zu Informationen verarbeitet wird und schließlich an das Gehirn weitergegeben werden. Dabei werden physikalische wie anatomische Aspekte gleichermaßen berücksichtigt.
Doch unser Gehör wird durch unseren modernen Lebensstil und tägliche Lärmeinwirkungen belastet. Funktioniert das Gehör nicht, so verkümmern wichtige soziale Kompetenzen, denn es spielt eine zentrale Rolle in der täglichen Interaktion mit anderen. Es zeichnet sich schon hier der Zusammenhang zwischen Demenz und Schwerhörigkeit ab, der sich dem Leser förmlich aufdrängt. Ohne Ausgleich durch ein Hörgerät, könne eine Hörschwäche somit das Risiko, später dement zu werden, drastisch erhöhen.
Das Wunder des Gehörs bewahren
Gerade weil es so kostbar ist, sei das Gehör besonders schützenswert. Und das sei keine Frage des Alters. Auch junge Menschen seien durch die pausenlose Beschallung besonders gefährdet, ihr Hörvermögen einzubüßen. Im dritten Teil stellen die Autoren daher praxiserprobte Strategien vor, wie man sein Gehör schützen kann.
Dabei wird klar, dass Schwerhörigkeit keine Frage des Alters ist und Lärmbelastung jedem schaden kann. Was passiert eigentlich im Gehirn, wenn es ständigem Lärm ausgesetzt ist? Und was überhaupt ist Lärm? Sehr feinfühlig gehen die Autoren auch auf das Thema Tinnitus ein und zeigen, dass Schwerhörigkeit nicht zwingend ein Leben in Stille bedeutet.
Das Wunder erneuern
Selbst wenn das Gehör bereits Schaden genommen hat, kann heute schon viel dagegen unternommen werden. Im vierten Teil bieten die Autoren einen realistischen Überblick über den Stand der Hörgerätetechnik. Taktvoll aber direkt zeigen sie, dass es keine guten Gründe dafür gibt, sich gegen ein Hörgerät zu wehren. Sie greifen die häufigsten Bedenken dagegen auf und zeigen feinfühlig, dass etwa ästhetische Gründe in der heutigen Zeit keine Rolle mehr spielen müssen. Und: gut Ding will Weile haben. Das Gehirn müsse sich etwa ein halbes Jahr an neue Hörgeräte gewöhnen. Daher ergeht der Appell an den Leser, nicht vorschnell aufzugeben. Natürlich muss das Hörgerät der Wahl auch zur Persönlichkeit und zum Geldbeutel des Trägers passen. Dem Leser werden verschiedene Hörgerätetypen, deren Vorteile und Besonderheiten detailliert näher gebracht.
Wer gut hört, hat gut reden
Ein sehr wichtiges Thema, haben sich die Autoren bis zum Schluss aufgehoben. Worauf sollte man beim Umgang mit Schwerhörigen achten? Nicht selten kommt es im Alltag zu Missverständnissen und sogar peinlichen Situationen. Hier komme es auf das richtige Verhalten von Außenstehenden und Angehörigen an. Im letzten Teil des Buches werden einfache und doch sehr wirksame Strategien zum alltäglichen Umgang mit Schwerhörigen vorgestellt.
Lektüre mit Mehrwert
„Wussten Sie, dass Schwerhörigkeit eine der verbreitetsten Zivilisationskrankheiten ist? Bereits heute ist jeder Dritte über 50 betroffen!“ So steht es im Klappentext des Buches von von Thomas Sünder und Dr. Andreas Borta. Hier der Link zum Buch. Es richtet sich an eine breite Leserschaft und behandelt ein Thema, dass wirklich jeden angeht. Schwerhörigkeit und Demenz sind Krankheiten, gegen die man etwas mit einfachen Mittel unternehmen kann.
Das persönliche Engagement eines Betroffenen paart sich hier mit dem Fachwissen Wissenschaftlers. Dabei entsteht genau die richtige Mischung aus Fachbuch und Erfahrungsbericht. Für den Leser bietet sich ein kurzweiliges Lesevergnügen mit hohem Informationsgehalt. Viele an Tinnitus, Schwerhörigkeit oder Morbus Meniere Erkrankte finden praktische Hilfe. Und schließlich sind die Praxistipps auch für Angehörige, Freunde und Kollegen eine wunderbare Hilfe, sich in die Welt eines Schwerhörigen hineinzuversetzen.
Wir von der Redaktion PhonoMigo können die Lektüre von „Ganz Ohr: Alles über unser Gehör und wie es uns geistig fit hält“ sehr empfehlen. Zwar dürfen und möchten wir natürlich keine Behandlungsmethode bevorzugen oder abwerten. Doch die Reaktionen von vielen Betroffenen auf die im Buch vorgeschlagenen Ansätze machen Hoffnung auf Besserung. Und einen wichtigen Faktor darf man nicht vergessen: Verstehen ist der erste Schritt zum Leben mit der Erkrankung. Dabei hilft dieses Buch.