Woran viele bei Tinnitus denken
1.) Tinnitus ist eine Krankheit
Nein, Tinnitus ist nur ein Symptom. Um ein Symptom zu behandeln, muss man die eigentliche Erkrankung dahinter erkennen und diese dann behandeln. Ähnlich wie Kopfschmerzen kann ein Tinnitus mehrere Ursachen haben: äußere Einflüsse wie ein Schlag auf den Kopf (oder ein Schleudertrauma), Nebenwirkungen von Medikamenten, Verspannungen oder Stress und Belastungen.
2.) Tinnitus ist nur Einbildung
Stimmt nicht ganz. Tinnitus wird oft definiert als die Wahrnehmung eines Geräuschs, das keiner äußeren Schallquelle zugeordnet werden kann. Bei dem sogenannten subjektiven Tinnitus können diese Geräusche auch nicht durch Messinstrumente bestätigt werden. Aber genauso gibt es Betroffene mit einem Tinnitus, bei dem es tatsächlich eine objektive innen liegende Schallquelle gibt, die physikalisch messbare Geräusche abgibt. Das können Blutgefäße sein oder auch Atembewegungen.
3.) Tinnitus Geräusche entstehen im Ohr
Stimmt nur zum Teil. Manchmal kann ein Tinnitus durch Blutgefäße in der Nähe des Mittel- oder Innenohrs entstehen. Deswegen wird der Tinnitus manchmal auch als Ohrgeräusch bezeichnet. Doch heute weiß man, dass eine weitere Quelle für einen Tinnitus wo anders liegen kann: im Gehirn. Denn so mancher Tinnitus entsteht durch eine fehlerhafte Reizverarbeitung im Gehirn.
4.) Tinnitus entsteht ausschließlich durch zu hohe Lärmbelastung
Nein, leider kann ein Tinnitus auch entstehen, wenn man immer auf ausreichenden Lärmschutz geachtet hat. Natürlich ist hohe Lärmbelastung ein großer Risikofaktor, den man nicht unterschätzen sollte. Gehörschutz lohnt sich immer (Wir empfehlen den Artikel „Der Perfekte Gehörschutz – gibt es ihn?„). Aber ein Tinnitus kann auch durch Stress ausgelöst werden oder sogar durch Zahn- und Kieferbeschwerden.
5.) Tinnitus ist ein Notfall und man sollte sofort zum Arzt gehen
Nein, das Pfeifen im Ohr ist beim ersten Auftreten zwar sehr lästig und störend, in den meisten Fällen verschwinden die Geräusche wieder von selbst. Wenn die Ohrgeräusche nicht weggehen sollten, genügt in der Regel ein Arztbesuch innerhalb von ein bis zwei Tagen. Ist ein Knalltrauma oder Ähnliches die Ursache, sollte man unbedingt einen HNO-Arzt aufsuchen. Aber ein sogenanntes Akut-Mittel gibt es leider noch nicht für Tinnitus. Manche Ärzte behandeln akuten Tinnitus mit einer Infusion, die die Durchblutung fördert. Bisher konnte aber noch nicht nachgewiesen werden, welchen Effekt diese Behandlung wirklich hat. Ein Gang zum Arzt bei einem andauernden Tinnitus ist absolut notwendig. Inzwischen gibt es noch mehr Behandlungsansätze und Heilmethoden, die eine echte Hilfe sein können.
Woher kommen diese Irrtümer?
Manchmal hat sich einfach der Stand der Wissenschaft geändert. Durch neue Untersuchungsmethoden kann man inzwischen viel genauer bestimmen, was im menschlichen Körper passiert und warum. Das führt dazu, dass sich frühere Erkenntnisse und Informationen im Bereich der Gesundheit als Irrtümer herausstellen. Die Allgemeinheit ist nicht immer auf dem neuesten Stand mit gut gemeinten medizinischen Ratschlägen.
Ein weiterer Grund für die Vielzahl an Irrtümern liegt auch in der Natur des Tinnitus: es gibt so viele verschiedene Formen und Behandlungsmethoden, da nicht jeder Tinnitus genau wie der andere ist. Was bei dem einen Betroffenen zutrifft, muss nicht unbedingt für den anderen gelten. Man kann keine pauschalen Aussagen treffen und wenn man es doch tut, stellt sich das oft als Irrtum heraus.